Gran Pilastro 2016


Den Hochfeiler bzw. Gran Pilastro vom Chiemsee aus binnen 72 Stunden besteigen und wieder nach Hause. Das war der Plan für eine Tour, die seit langem mal wieder eher einen sehr sportlichen Charakter hatte.

Schon bei der Planung waren die Eckdaten sehr aussagekräftig. Gut 380 Kilometer mit dem Bike bei 2600 Höhenmeter und 18 Kilometer mit 1850 Höhenmeter zu Fuß. An und für sich eine lösbare Aufgabe, die ich Ende August in Angriff nehmen wollte. 

 

Aber so sehr man auch plant, es gibt immer Faktoren, die sich nicht bestimmen lassen. Wetter, körperliche Fitness und vieles mehr.

Am 25 August startete ich dann in die Sache. Der Plan für den ersten Tag war, den Parkplatz des Hochfeilerzustiegs zu erreichen. Das heißt, gut 185 Kilometer und 2100 Höhenmeter mit dem Bike, das gut 23 Kilogramm wog. Und das bei gut 30 Grad im Schatten.

Der Weg führte mich durch das Inn- und Zillertal hinauf zum Schlegeisspeicher, um von dort aus dann auf das Pfitscher Joch zu biken. Aber am Speicher hatte ich dann Probleme mit meinem Magen. An ein Weiterfahren war nicht einmal ansatzweise zu denken. Und so nahm ich mir am Speicher ein Zimmer. Zwar wollte ich alles mit dem Zelt machen, aber mein Magen machte mir mehr und mehr zu schaffen.

Für die Tour bedeutete die verkürzte Etappe dann gleich mal einen Zeitverlust von gut 6 Stunden. Und um die wieder rein zu holen  musste ich am Berg dann schnell sein.

Am zweiten Tag waren dann die Magenprobleme soweit weg. Jetzt hieß es erstmal gut 2 Stunden über das Pfitscher Joch zum Parkplatz zu schaffen. Jeder, der das Pfitscher schon mal mit dem Bike gefahren ist weiß, dass es ein Wechsel zwischen biken und schieben ist. Aber trotz des Mehrgewichts am Bike kam ich gut voran, so dass ich nach der neuen Planung dann pünktlich in Richtung Hochfeiler starten konnte.

 

Der Weg selber ist ja eher einfach zu gehen. Aber wegen des Zeitverlustes vom Vortag musste ich sehr schnell sein, um die verlorene Zeit zumindest etwas wieder herein zu holen.

Für mich hieß das, minimalstes Rucksackgewicht. Lediglich ein Wechselshirt und eine Windjacke sowie vier Riegel und 1 Liter zu trinken war zum Start im Rucksack. Dann ging es los. Das Gute war, dass ich bereits 2015 schon mal zum Gipfel wollte. Daher wusste ich zum einen, wie der Weg ist ( sparte mir also das Kartenmaterial ), zum anderen konnte ich es auch riskieren bei gut 32 Grad im Schatten mit wenig zu trinken loszulaufen, da man ja doch an einigen Quellen vorbei kommt. Ansonsten wäre es mit so wenig zu trinken auf einer solchen Tour mehr als nur fahrlässig.

Ab gut 2000 Metern hat man keinen Schatten mehr. Die Sonne brannte gnadenlos. Selbst durch das T-Shirt und Sonnencreme UV50 bekam ich Sonnenbrand. Wie viele andere auch. Und durch die Trockenheit sowie den ganzen Staub hatte der Berg vom Gefühl her schon irgendwie mehr Nepal- oder Indien-Charakter, weniger Südtirol oder Zillertal. Total verrückt.

 

Offiziell hat der Hochfeiler eine Aufstiegszeit von gut 5 Stunden. Dies war mir natürlich wegen der verlorenen Zeit viel zu viel. Also machte ich mir selber viel Druck, um die verlorenen Zeit wieder etwas rein zu holen. Und das gelang mir mit überraschendem Erfolg. Für die 1850 Höhenmeter Aufstieg benötigte genau 3h05min bis zum Gipfel. 

Ein ganz großer Vorteil, den die verspätete Ankunft am Gipfel aber hatte war, dass ich lediglich mit zwei weiteren am Gipfel stand. Beim Aufstieg kamen mir noch Massen an Menschen unter, und dann hat man den Gipfel fast für sich alleine.

 

Aber für mich war es ja mit der Besteigung alleine nicht getan. Es war erst die Hälfte des gesetzten Ziels. Es standen noch der Abstieg und die Heimreise auf dem Plan. Und da ich am Parkplatz angekommen von den Beinen her völlig leer war, entschloss ich mich dazu, nicht über das Pfitscher Joch nach Hause zu fahren, sondern über den Brenner. So ging es am Abend dann noch gemütlich nach Sterzing.

Start an Tag drei war mehr als nur eine Qual. Ein  Muskelkater, der für fünf reicht, machte mir ordentlich zu schaffen. Hinzu kam, dass ich völlig ausgepowert war. Somit war klar, dass die gut 220 Kilometer zurück nach Hause die Härteprobe schlecht-hin werden. Zwar ist die Strecke selber einfach zu fahren, aber ab Innsbruck hatte ich erschwerend sehr starken Gegenwind. Und der forderte das Letzte von mir. Zu allem Übel hatte ich ab Kilometer 90 wieder Magenprobleme. Konnte nichts essen, fast nichts trinken.  

 

Gut 13 Stunden waren nötig, um von Sterzing wieder nach Eggstätt zu kommen.

Eine sehr schöne Tour ging zu Ende, die zwar einerseits eine sehr sportliche Herausforderung war, andererseits aber auch das Letzte von mir gefordert hat. Aber die Belohnung ist unbezahlbar. Für viele ist oft die Frage, ob man noch das Panorama und das ganze drum herum genießen kann, wenn man eine Tour auf Zeit macht. Ich für meinen Teil ja.

 

Und ob das Quälen Spaß macht? 

 

Wenn man dann am Ende einer solchen Tour zurückblickt und sieht, was die Schinderei gebracht hat, dann ist es das mehr als nur Wert.

 

 

´da Flori


Dia-Show zur Gran Pilastro-Tour