Tour du Mont Blanc 2017

Einmal um den Mont Blanc, dem höchsten Berg der Alpen, mit dem Bike. Alles dabei, was man für fünf Tage braucht: Nahrung, Biwakausrüstung und Bekleidung. Nur angewiesen auf Frischwasser und etwas Platz zum Biwakieren. Dies war der Plan für die Umrundung dieses Massives binnen fünf Tagen mit dem Bike ohne externe Unterstützung.

Zugegeben, die Planung selber hatte schon gezeigt, dass die "Tour du Mont Blanc" kein Zuckerschlecken wird. Gut 200 Kilometer und 10.000 Höhenmeter kamen bei den Planungen zur Tour heraus. Soweit ja kein Problem. Aber wenn ich die Route im Netz gesucht habe, kam ich immer wieder auf die Trekking-Tour zu Fuß. Zwar gibt es eine Mountainbike-Route, aber die hatte mir zu viel Straßenanteil. Und die Anzahl der Biker, die die Trekking-Route mit kompletter Ausrüstung für fünf Tage gefahren sind, kann man an einer Hand abzählen. Immer wieder bin ich bei der Planung auf hohe Schiebe/Trage-Passagen gestoßen, sowie sehr schwierige Abfahrten. Und das wird wohl der Grund dafür sein.

Start und Ziel war für mich Chamonix. Direkt im Angesicht des Mont Blancs zu starten gehörte irgendwie dazu. Und so ging es dann Mitte August mit einem 30 Kilogramm schweren Bike auf die "Tour du Mont Blanc". 

- - - Tag 1 - - -

Gegen neun Uhr morgens startete ich in Chamonix, um den Mont Blanc zu umrunden. Der erste Teil der Route führte mich entlang am "L´Arve", einem kleinen Bach, der im Norden von Chamonix seinen Ursprung hat. Hier gibt es einen kleinen Höhenweg abseits von der Straße. Und was die Runde fordern wird, zeigten gleich die ersten Kilometer. Immer wieder schieben und tragen. Aber das war mir ja von Anfang an bewusst. 

Nach gut zwei Stunden machte es dann den Anschein, dass die Schieberei weniger wird. Weit gefehlt! Im Skigebiet bei Le Tour ging es dann erstmal 500 Höhenmeter am Stück bei 32 Grad im Schatten steil nach oben. Erst danach war ein Weiterradeln wieder möglich. Es ging sogar sehr angenehm bergauf bis zum "Col de Balme". Vom Pass weg war ich in der Schweiz. Jetzt hieß es erstmal bergab. Doch das war einfacher gedacht als gemacht. Der Trail in Richtung Trient war verblockt und mit sehr viel groben Geröll überzogen. Ebenfalls sind Teile des Trails sehr ausgesetzt. Ein Fahrfehler kann hier einen tödlichen Absturz zur Folge haben. 

Mit voller Konzentration und Fingerspitzengefühl ging es also ins Tal. Bei sehr prickelnden Passagen lieber absteigen. Aber auch schieben ist oft schwierig. Das Eigengewicht des Bikes alleine hat ein gewisses Eigenleben auf dem Geröll.

Gut zwei Stunden waren für die Abfahrt ins Tal nötig. Am Ende des Weges aber eine gute Möglichkeit zum Campen. Nur leider dachten sich das gut 50 Japaner auch, und so bin ich noch weiter rauf zum "Col de la Forclaz", einem Pass auf 1527m. Hier war eine weitere gute  Möglichkeit zum Campen und viel Ruhe. Für mich die richtige Endscheidung. Auch trifft man an den Zeltplätzen andere "TMB"ler. Immer nett, sich auszutauschen.

- - - Tag 2 - - -

Der Tag startete gleich mal mit schieben. Gerade einmal 500 Meter bin ich geradelt, und schon ging es wieder steil bergauf. Hilft nichts. Ist halt so. 

Gut 400 Höhenmeter waren es , bis es endlich wieder bergab ging. Der Trail ins Tal war aber sehr gut zu fahren, so dass ich gut vorwärts gekommen bin. Nur im Tal wurde er verblockt. Trotzdem kam ich gut voran zu meinem ersten Tagesziel, dem "Champex-Lac", einem  Gebirgssee auf 1470m. 

Nach einer kurzen Pause ging es weiter. Ursprünglich wollte ich zu meinem nächsten Biwakplatz auf dem "Grand Col Ferret", der Grenze zwischen der Schweiz und Italien.

Kurz nach der Pause zeigten sich aber schon erste Schlechtwetterwolken. Sicherheitshalber blieb ich im Tal. Ein Unwetter auf dieser Passhöhe kann nach hinten los gehen. Und so beendete ich den Tag viel früher als geplant.

- - - Tag 3 - - -

Die Etappe gestern zu verkürzen war absolut richtig. Viele heftige Sturmböhen und Regenschauer zogen immer wieder in der Nacht durch. Da war mir mein kleiner Unterstand doch viel lieber.

Früh bin ich gestartet, wollte zumindest etwas Zeit wieder gut machen. Der Weg hinauf bis zum 2537 Meter hohen Pass war sehr angenehm zu fahren. Nur sehr wenige Schiebestrecken. Man merkte richtig, dass das Aosta-Tal nicht mehr weit weg ist. Die Wege wurden erdiger und sogar die ersten Kühe waren auf den Berghängen, was vorher nicht der Fall war.   

Gegen Mittag erreichte ich den Pass mit einem gigantischen Panorama. Einfach ein Traum. Pause wollte ich aber erst im Tal machen. Also Helm auf die Rübe und runter ging es.

Sehr griffig war der Trail ins Tal. Es machte riesigen Spaß bei diesem Panorama zu biken. Immer wieder musste ich stehen bleiben um die Aussicht zu genießen. Bei sowas will man Zeit verlieren und sich nicht stur ins Tal stürzen. Solche Aussichten kann einem Niemand mehr nehmen.

Erst gegen eins machte ich Pause im Val Ferret am "Dora di Ferret", einem Bach, der vom Nord-Osten aus nach Courmayeur fliest. Trotzdem wollte ich noch den Trail über das "Rifugio Bonatti" zum "La Lèche" nehmen. Dass ich im Aufstieg mal wieder schieben musste, ist ja wohl selbstverständlich. Aber das war es wert. Der Trail war wieder schön griffig und bewegte sich immer auf und ab im Angesicht der "Grandes Jorasses".

Kurz darauf ging es durch Courmayeur. Ein komisches Gefühl, wenn man nach so vielen Stunden Ruhe und Einsamkeit mal wieder in ein belebtes Dorf kommt. Also ging es non-stop durch ins "Val Veny", einen Zeltplatz suchen. 

- - - Tag 4 - - -

Erstes  Etappenziel war der 2516 Meter hohe "Col de la Seigne", welcher auf der Grenze von Italien nach Frankreich liegt. Also Frühstücken, Material zusammen packen und am Bike verstauen und los geht's. 

Der Weg selber zum Pass ist verhältnismäßig einfach zu fahren. Eine Straße geht bis weit in das Val Veny. Aber grober Schotter macht das ganze trotzdem schwierig. Egal - besser als schieben. Nur ein paar Steilstücke, auf denen man schieben und teils steil tragen muss, sind unumgänglich, aber verkraftbar. Und das Panorama - einfach der Wahnsinn! Immer wieder zeigen sich die Südseite von Mont Blanc und Aiguilles de Tre la Tére.

Gegen Mittag erreichte ich schließlich dann den Pass auf 2516m. Kurz im Wind die Aussicht genießen und weiter geht´s nach Frankreich zu dem kleinen Ort Les Chapieux. 

Was jetzt kam war mal knackig. 1000 Höhenmeter schieben bei 36 Grad im Schatten hinauf zum "Col de la Crox du Bonhomme". Nur leider ohne Schatten. Jede Bachquerung wurde für eine Pause genutzt. Zwar war der Weg bis auf einige kurze Tragepassagen gut begehbar, aber die Sonne brannte erbarmungslos. Nur ab und zu sorgte ein kurzer Windstoß für etwas Kühlung. 

Gut vier Stunden waren nötig für den Aufstieg. Ein Zeltplatz war schnell  gefunden. Nur noch was essen und ab in den Schlafsack.

- - - Tag 5 - - -

Es ist immer wieder schön auf Bergen wach zu werden. So auch auf dem Pass auf 2479m. Die ersten Sonnenstrahlen taten richtig gut. Für mich hieß das aber Sachen packen und ans Bike, und weiter ins nächste Tal.

Ich hatte von gestern noch den Weg im Kopf, auf dem ich zum Pass mein Bike stundenlang geschoben habe. Wenn die andere Seite auch so ähnlich ist, dann wird das  ein geiler Ritt ins Tal.

Aber falsch gedacht. Ab dem Pass wurde  der Weg so verblockt, dass an ein biken nicht einmal ansatzweise zu denken war. Viel tragen und schieben bergab. Ein etwas frustrierender Start in den Tag. Aber so etwas gehört nun mal dazu, auch wenn es nervt. 

Nach drei Stunden über Stock und Stein erreichte ich das "Vallèe de Montjoie". Das Tal erstreckt sich westlich des Mont-Blanc-Massivs. Zwischen Chamonix und diesem Tal ist nur noch der "Col de Voza", einem Übergang auf 1653m.

Laut Karte gibt es eine Forststraße hinauf zum Übergang. Leider nur zu steil und zu viel loser Schotter zum Fahren mit der ganzen Ausrüstung. Also musste ich mal wieder einen großen Teil schieben. Mittlerweile hab ich ja Übung und im Gegensatz zu gestern gab es zumindest ab und zu Schatten zum Rasten. 

Die Abfahrt nach Chamonix war dann eher einfach. Eine nette Downhillstrecke vom Übergang nach "Les Houches" forderte zwar den Rest von meinem Bike, machte aber  Spaß.

 

Am frühen Nachmittag erreichte ich dann Chamonix. Die Runde war komplett. 

 

Sehr viel Anspruch hat die "Tour du Mont Blanc", aber man wird immer wieder für seine Strapazen mit gigantischem Panorama belohnt. 

Zurück in Chamonix nach gut fünf Tagen auf der "Tour du Mont Blanc"
Zurück in Chamonix nach gut fünf Tagen auf der "Tour du Mont Blanc"

Dia-Show zur Tour du Mont Blanc